„Der Golem“ – Stummfilm-Improvisation

Bernhard Kießig I Orgel
Andreas Lehmann I Saxophon

Sa, 3. September 2022 | 19 Uhr
Martinikirche Siegen

Programm

Beim Film „ Der Golem“ handelt es sich um einen Klassiker des expressionistischen Films aus dem Jahr 1920. Er steht in einer Reihe fantastischer Produktionen des genialen Regisseurs und Schauspielers Paul Wegener zu der entsprechenden jüdischen Legende. Der Golem ist ein künstlicher Mensch aus Lehm, der durch ein Zauberwort zum Leben erweckt wird und übermenschliche Kräfte besitzt. Er ist ein treuer Diener, doch wenn er für egoistische Interessen ausgenutzt wird, kommt es zur Katastrophe. Im Film, der im 16. Jahrhundert in Prag spielt, wird der Golem von Rabbi Löw zum Leben erweckt, um eine Gefahr vom jüdischen Ghetto abzuwenden – ganz nebenbei greift Wegener hier den Antisemitismus seiner Zeit auf. Als der Gehilfe des Rabbi den Golem aus Eifersucht für seine eigenen Zwecke einsetzen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. „Der Golem“ gilt als direkter Vorläufer der Frankenstein-Filme, die zehn Jahre später in Hollywood entstanden. Mit seinen (für die Entstehungszeit) einfallsreichen Trickeffekten und seiner märchenhaften, vom Jugendstil beeinflussten Bild- und Dekorgestaltung zieht er auch heutige Zuschauer in seinen Bann.

Vita

An der Frankfurter Musikhochschule lernten sich die beiden Musiker Bernhard Kießig und Andreas Lehmann kennen und gründeten 2009 das Duo „Appearuit“. Der Name setzt sich zusammen aus dem lateinischen „aparuit“ und dem englischen „appear“, was so viel wie „erscheinen“ oder „sich zeigen“ bedeutet. Wie in dem Namen zwei Sprachen miteinander vermischt werden, so vermischen sich in den Improvisationen der beiden Künstler zwei musikalische Erfahrungswelten: Traditionelles trifft auf Modernes, Kirchenmusik auf Jazz, Text auf Musik. In der reizvollen Kombination zwischen Saxophon und Orgel erscheinen neue, nie gehörte Klangwelten. Livemusik zu einem bestehenden Film zu improvisieren, stellt immer eine Herausforderung für die Künstler dar. Sie müssen das Werk sehr gut kennen und ihre Musik präzise auf die Handlung und Stimmungen des Bildes abstimmen. In ihrer Entstehungszeit wurden Stummfilme oft mit Kinoorgel begleitet. Ein spannendes Konzert, das das Publikum musikalisch und bildgewaltig in die Zeit des Expressionismus entführt!

Andreas Lehmann (1968 in Darmstadt) studierte Musikwissenschaft, Musik und Geschichte auf Lehramt und Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Saxophon.

Bernhard Kießig (1981) studierte Kirchenmusik und Jazzpiano an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Er war mehrere Jahre am Staatstheater Darmstadt als Pianist und Solorepetitor engagiert. Ab 2013 war er Referent für Popularmusik der Ev. Landeskirche in Hessen und Nassau sowie Kirchenmusiker der Gemeinde Frankfurt-Bockenheim. Seit 2021 arbeitet er hauptberuflich als Klavierbegleiter für die Tanzabteilung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Weiterhin ist er als Arrangeur und Komponist neuer geistlicher Lieder tätig.